An der Sonnenallee 181-189 in Neukölln befindet sich zwischen Ederstraße und Thiemannstraße eine Kleingartensiedlung. Auf dem Gelände befand sich vom 1. September 1944 bis zum 18. April 1945 ein Außenlager des Oranienburger Konzentrationslagers Sachsenhausen. Hier mussten etwa 500 Jüdinnen für eine Filiale der National Krupp Registrierungskassen GmbH in Zwangsarbeit Maschinengewehre, Munition, Zünder und vermutlich auch Flugzeugteile herstellen. Die Mädchen und Frauen kamen überwiegend aus Polen, Tschechien und Österreich. Die polnischen Frauen und Mädchen waren zuvor im Ghetto in Lodz und wurden nach dessen Auflösung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie bereits für die Firma Krupp Zwangsarbeit leisten mussten. Von Auschwitz führte ihr Weg in das Konzentrationslager Ravensbrück und schließlich nach Berlin. In Neukölln mussten die Mädchen und Frauen in zwölf Stunden Schichten arbeiten und wurden dabei von KZ-Aufseherinnen bewacht. Insbesondere das Stanzen und Galvanisieren führte häufig zu Verletzungen, wie beispielsweise Verbrennungen.
„Orte der Befreiung Neuköllns: Außenlager des Oranienburger Konzentrationslagers Sachsenhausen“ weiterlesenOrte der Befreiung Neuköllns: Karl-Marx-Schule
Die Karl-Marx-Schule (heute: Ernst-Abbe-Oberschule) in der Sonnenallee war eine von sechzig in den 1920er Jahren in Berlin eingerichteten modernen Schulen. Hier sollten autoritäre Erziehungsmethoden des Kaiserreichs überwunden werden. Kinder aus Arbeiter_innenhaushalten wurden besonders gefördert. Jungen* und Mädchen* wurden gemeinsam unterrichtet, unter anderem in dem Fach Lebenskunde statt Religion. Schulleiter war der Reformpädagoge Fritz Karsen, unterstützt wurde er vom Neuköllner Volksbildungsstadtrat Kurt Löwenstein. Die beiden jüdischen Sozialdemokraten wurden von den NSDAP schon früh als „Verderber der deutschen Jugend“ angegriffen. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurden die Reformschulen umgehend zerschlagen. Karsen und Löwenstein flohen wenige Wochen später ins Exil. Von den 74 Lehrkräften der Karl-Marx-Schule wurden nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 43 im Laufe des Jahres 1933 entlassen.
„Orte der Befreiung Neuköllns: Karl-Marx-Schule“ weiterlesenСпасибо! Thank you! Merci! – 28. April: Tag der Befreiung Neuköllns
Am 24. April 1945 überschritten die ersten Einheiten der Roten Armee die Südgrenze Neuköllns. Die letzte Gegenwehr von deutschen Verbänden in Neukölln konnte am 28. April 1945 gebrochen werden. Der Sieg der Alliierten bedeutete das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Neukölln und die Befreiung für Zwangsarbeiter_innen sowie Jüdinnen_Juden. Schließlich bedeutete der Sieg der Roten Armee auch die Befreiung für die Widerstandskämpfer_innen der verschiedenen sozialdemokratischen, kommunistischen und liberalen Gruppen.
Dies nehmen wir zum Anlass, um euch hier bis zum 28. April jeden Tag einen historischen Ort in Neukölln vorzustellen. Es sind Orte von jüdischem Leben, Verfolgung und Widerstand. Beginnen wollen wir mit der ehemaligen Synagoge in der Isarstraße.
Dabei vergessen wir nicht, dass Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus Teil des bundesdeutschen Alltags sind.
Unser Dank heißt auch weiterhin Krieg den deutschen Zuständen!
„Спасибо! Thank you! Merci! – 28. April: Tag der Befreiung Neuköllns“ weiterlesenBefreiungsfeierlichkeiten 2019
Heute vor 74 Jahren überschritten die ersten Einheiten der Roten Armee bei Marzahn die Stadtgrenze Berlins und begannen Schritt für Schritt mit ihrem Vorstoß auf das Stadtzentrum, bis zur endgültigen Kapitulation der Reichshauptstadt am 2. Mai 1945.
Zu diesem Anlass fand heute bereits eine antifaschistische Kundgebung am ersten befreiten Haus Berlins an der heutigen Landsberger Allee 563 statt. In den kommenden Tagen und Wochen werden noch zahlreiche weitere Veranstaltung und Befreiungsfeierlichkeiten und -gedenken stattfinden, wie bei unseren Genoss_innen der EAG Berlin in Pankow. Neben einer Lesung über das „Erben der Erinnerung“ wird es auch in diesem Jahr wieder eine Führung zur Geschichte der Schönholzer Heide geben und anschließend eine Vorführung des Films „Ich war neunzehn“ mit anschließendem Gespräch.
Rechte Anschläge in Neukölln: Kommen ein Polizist, ein Neonazi und zwei beobachtende Geheimdienstler in eine Kneipe – Keine Pointe.
Nach der Recherche und Berichten [1] des ARD-Magazins Kontraste und des rbb, [2] über das Treffen des LKA-Beamten W. mit dem Neuköllner Neonazi Sebastian Thom und seine Verwicklung in die rechte Anschlagsserie gegen Antifaschist_innen und engagierte Bürger_innen in Neukölln [3], gab es breitere Reaktionen und Forderungen, die hier dokumentiert werden sollen.
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