Orte der Befreiung Neuköllns: Käte Frankenthal

Im Neuköllner Rathaus arbeitete bis 1933 eine jüdische Ärztin: Käte Frankenthal (*1889, Kiel – †1976, New York). Sie war einer der ersten Frauen, die in Deutschland das Staatsexamen in Medizin ablegte. Politisch engagierte sie sich ab der zweiten Hälfte ihres Studiums in der SPD. Sie gehörte zum linken Flügel der Partei und war zwischenzeitlich Bezirksabgeordnete sowie Landtagsabgeordnete. 1918 bis 1924 arbeitete sie als (Assistenz-) Ärztin in der Berliner Charité. Daneben betrieb sie eine eigene Praxis, die sie auch nutzte, um Ehe- und Sexualberatungen durchzuführen und in der sie als überzeugte Gegnerin des Paragrafen §218 kostenlos Verhütungsmittel verteilte.

„Orte der Befreiung Neuköllns: Käte Frankenthal“ weiterlesen

Rechte Bands im Columbia Theater

Morgen spielen die beiden Metal-Bands Deus Mortem und MGLA im Columbia Theater am Platz der Luftbrücke. Beide haben Verbindungen in die organisierte Neonazikreise/ NSBM-Szene, Deus Mortem ist auch bereits mit antisemtischen Texten aufgefallen. Das Konzert beider Bands in München wurde vom Backstage München nach folgendem offenen Brief u.a. von Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München abgesagt: https://lbga-muenchen.org/…/offener-brief-ans-backstage-mu…/

Wir fordern das Columbia Theater auf, das Konzert ebenfalls abzusagen und Antisemitismus und Rassismus keine Bühne zu bieten!

Passt morgen auf euch und eure Genoss_innen im Umfeld des Columbiadamms auf.

[Update: Das geplante Konzert wurde mittlerweile von der Veranstaltungslocation in Berlin abgesagt.]

Orte der Befreiung Neuköllns: Die Rote Kapelle

In der Hasenheide 61 befand sich die Wohnung des Ehepaars Harnack. Ab 1933 diente sie als Raum für antifaschistische Schulungskurse und politische Gesprächskreise. Diese Treffen gelten als der Beginn des vielfältigen Widerstands der Harnack-Schulze-Boysen-Organisation, welche später durch Bezeichnung der Gestapo auch als “Rote Kapelle” bekannt wurde. Die “Rote Kapelle” zeichnete sich vor allem in ihrer Vielschichtigkeit innerhalb der Gruppierung aus, sie setzte sich aus Angehörigen verschiedener Klassen und politischen Spektren zusammen. Neben dem Verteilen von illegalem Material war vor allem die Spionagearbeit ihre Hauptaufgabe. So warnten sie unter anderem vor dem 1941 bevorstehenden Überfall auf die Sowjetunion.

„Orte der Befreiung Neuköllns: Die Rote Kapelle“ weiterlesen

Orte der Befreiung Neuköllns: Außenlager des Oranienburger Konzentrationslagers Sachsenhausen

An der Sonnenallee 181-189 in Neukölln befindet sich zwischen Ederstraße und Thiemannstraße eine Kleingartensiedlung. Auf dem Gelände befand sich vom 1. September 1944 bis zum 18. April 1945 ein Außenlager des Oranienburger Konzentrationslagers Sachsenhausen. Hier mussten etwa 500 Jüdinnen für eine Filiale der National Krupp Registrierungskassen GmbH in Zwangsarbeit Maschinengewehre, Munition, Zünder und vermutlich auch Flugzeugteile herstellen. Die Mädchen und Frauen kamen überwiegend aus Polen, Tschechien und Österreich. Die polnischen Frauen und Mädchen waren zuvor im Ghetto in Lodz und wurden nach dessen Auflösung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie bereits für die Firma Krupp Zwangsarbeit leisten mussten. Von Auschwitz führte ihr Weg in das Konzentrationslager Ravensbrück und schließlich nach Berlin. In Neukölln mussten die Mädchen und Frauen in zwölf Stunden Schichten arbeiten und wurden dabei von KZ-Aufseherinnen bewacht. Insbesondere das Stanzen und Galvanisieren führte häufig zu Verletzungen, wie beispielsweise Verbrennungen.

„Orte der Befreiung Neuköllns: Außenlager des Oranienburger Konzentrationslagers Sachsenhausen“ weiterlesen

Orte der Befreiung Neuköllns: Karl-Marx-Schule

Die Karl-Marx-Schule (heute: Ernst-Abbe-Oberschule) in der Sonnenallee war eine von sechzig in den 1920er Jahren in Berlin eingerichteten modernen Schulen. Hier sollten autoritäre Erziehungsmethoden des Kaiserreichs überwunden werden. Kinder aus Arbeiter_innenhaushalten wurden besonders gefördert. Jungen* und Mädchen* wurden gemeinsam unterrichtet, unter anderem in dem Fach Lebenskunde statt Religion. Schulleiter war der Reformpädagoge Fritz Karsen, unterstützt wurde er vom Neuköllner Volksbildungsstadtrat Kurt Löwenstein. Die beiden jüdischen Sozialdemokraten wurden von den NSDAP schon früh als „Verderber der deutschen Jugend“ angegriffen. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurden die Reformschulen umgehend zerschlagen. Karsen und Löwenstein flohen wenige Wochen später ins Exil. Von den 74 Lehrkräften der Karl-Marx-Schule wurden nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 43 im Laufe des Jahres 1933 entlassen.

„Orte der Befreiung Neuköllns: Karl-Marx-Schule“ weiterlesen