Solidarität mit Israel – an jedem Tag im Jahr!

Statement vom Antifaschistisches Berliner Bündnis gegen den Al Quds-Tag zu den aktuellen antisemitischen Mobilisierungen und der Frage des Gegenprotestes.

Zu letzterem können wir euch etwa auf die morgige Veranstaltung We stand with Israel – Gegen jeden Antisemitismus um 14-00 Uhr am Potsdamer Platz hinweisen.

„Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen antisemitischer Gewalt und bei den Menschen in Israel. Wir hoffen, dass die Hamas und ihre Verbündeten im Iran besser früher als später auf dem Müllhaufen der Geschichte landen und den Weg frei machen für einen friedlichen und demokratischen Nahen Osten.“

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8. Mai 2021 – Спасибо! Thank You! Merci! Danke!

Спасибо! Thank You! Merci! Danke!

Mit dem 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Kraft und bedeutete als Sieg der Alliierten das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa und die Befreiung für Zwangsarbeiter_innen und Jüdinnen_Juden. Viele der europäischen Zwangsarbeiter_innen sowie die absolute Mehrzahl der Jüdinnen_Juden erlebten die Befreiung jedoch nicht mehr. Nur wenigen war es vorher gelungen, unterzutauchen und zu überleben. Schließlich bedeutete der Sieg der Alliierten auch die Befreiung für die Widerstandskämpfer_innen der verschiedenen sozialdemokratischen, kommunistischen, konservativen und liberalen Gruppen. Unser Dank gilt den alliierten Armeen, den Partisan_innen und allen anderen Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens für die Zerschlagung Deutschlands kämpften.

Eine notwendige Kritik an dem heutigen gedenk- und erinnerungspolitischen Umgang mit diesem Tag, darf dabei nicht bei der bundesrepublikanischen „Aufarbeitung“ und spätestens seit Richard von Weizsäckers Rede als stolze Affirmation auftretenden Aneignung des „Tags der Befreiung“ stehen bleiben.
Schon vor einigen Jahren erschien ein dazu lesenswerter Artikel [1], der daran erinnerte, dass „linke Gesten am »Tag der Befreiung« […] häufig nicht geeignet [sind], unterschiedliche Facetten des Gedenkens zu integrieren. Die Komplexität des Zweiten Weltkrieges verschwimmt mit einer zunehmender Ritualisierung des Gedenkens daran.“ Somit wird ein wichtiger Kritikpunkt sichtbar, der wohl auch auf einen solchen, ritualisierten Facebook-Post inklusive Schwarz-Weiß-Bild zutrifft.
Der Artikel verweist darauf, dass für viele „Befreite“ Ausgrenzungen, Antisemitismus und weitere Diskriminierungen, sowie Kämpfe um Anerkennung auch nach dem 8. Mai noch alltäglich waren und sind: „Sofern Rituale angemessen erscheinen, müssen sie hinterfragbar bleiben, ebenso wie ihre Symbole und die, die sich Linke zu eigen machen. In einer solidarischen Auseinandersetzung müssen diejenigen Beachtung finden, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges um die Anerkennung der »Befreiung« gestritten haben.“

Dass es auch weiterhin gilt sich sowohl Deutschland als vermeintlich „geläuterter Nation“ gegenüber unversöhnlich zu zeigen, als auch rechten Revisionismus tagtäglich entgegen zu treten, zeigen auch immer wieder die Äußerungen rechte Akteur_innen in denen bspw. die zivilisatorische Bedeutung des 8. Mai verleugnet und über verlorenen Lebensraum im Osten räsoniert wird.

Wir nehmen den 8. Mai zum Anlass, um insbesondere an die Befreiung Berlins durch die Rote Armee zu erinnern und dabei nicht zu vergessen, dass Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus Teil des bundesdeutschen Alltags sind.

Unser Dank heißt weiterhin Krieg den deutschen Zuständen!

Auch im Jahr der Corona-pandemie rufen antifaschistische Gruppen wie die Berliner VVN-B.d.A und weitere Organisationen zu vielen Gedenkveranstaltungen auf, bei der wir euch insbesondere auf die Ausstellung „Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung – eine verdrängte Geschichte“ und die Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8 durch die Initiative Hufeisern gegen Rechts hinweisen wollen:

13:00 – 17:00 Uhr auf dem Platz vor der Hufeisentreppe
16:30 Uhr Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8

Viele weitere Veranstaltungen findet ihr hier: https://berlin.vvn-bda.de/…/veranstaltungen-rund-um…/

[1] http://www.preposition.de/…/die-sehnsucht-nach-der…/

Bildquelle „Vilna after the liberation, July 1944 Jewish partisans, who were members of the FPO, left the ghetto and fought as partisans in the Rudniki Forest. Yad Vashem Photo Archives 4613/139 Weniger anzeigen32

08.05.: Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung – eine verdrängte Geschichte

Anlässlich des 8. Mai 2021, dem Tag der Befreiung vom Faschismus lädt die Anwohner_inneninitiative Hufeisern gegen Rechts zu der Ausstellung „Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung – eine verdrängte Geschichte“ ein.

⇒ 13:00 – 17:00 Uhr auf dem Platz vor der Hufeisentreppe

⇒ 16:30 Uhr Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8

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Kein Al Quds-Tag!

Nachdem die bisherige Anmeldung für den diesjährigen Quds-Marsch am 8. Mai in Berlin gestern zurückgezogen wurde, hat die genannte Parole wohl auch in diesem Jahr ihre reale Umsetzung gefunden. [1] Bereits in der vergangenen Woche wurden die diesjährigen antisemitischen Veranstaltungen im Iran aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. [2]

Ein nun in Berlin nicht stattfindender Aufmarsch ist dabei zunächst einmal zu begrüßen, aber birgt ähnlich wie die immer wieder geführte Debatte über Verbote auch einige Gefahren bezüglich eines antifaschistischen Engagements gegen Antisemitismus.

Gründe, um im Ergebnis ein Verbot und die momentane Absage gutzuheißen, liegen auf der Hand: weniger offener Antisemitismus auf den Straßen Berlins – zumindest an diesem Tag. Während der Quds-Demonstration müssen sich Jüdinnen_Juden und auch israelsolidarische Linke vor Angriffen schützen. Findet der Marsch nicht statt, würden zumindest die antisemitischen Angriffe, die regelmäßig seinem Kontext geschehen, ausbleiben. Das sind gute Aussichten, die die Berliner Straßen für die Betroffenen antisemitischer Gewalt zumindest temporärer sicherer machen. Gerade aus der Perspektive Betroffener ist ein Verbot mehr als ein symbolischer Akt, denn es geht im Zweifel um ihre körperliche Unversehrtheit und die Möglichkeit, sich ohne Angst auf den Straßen bewegen zu können.

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Orte der Befreiung Neuköllns

Den 28. April als Tag der Befreiung Neuköllns haben wir zum Anlass genommen, um euch hier aber vor allem im Straßenbild historische Ort in Neukölln vorzustellen. Es sind Orte von jüdischem Leben, Verfolgung und Widerstand.

Käte Frankenthal [Rathaus Neukölln]

Im Neuköllner Rathaus arbeitete bis 1933 eine jüdische Ärztin: Käte Frankenthal (*1889, Kiel – †1976, New York). Sie war einer der ersten Frauen, die in Deutschland das Staatsexamen in Medizin ablegte. Politisch engagierte sie sich ab der zweiten Hälfte ihres Studiums in der SPD. Sie gehörte zum linken Flügel der Partei und war zwischenzeitlich Bezirksabgeordnete sowie Landtagsabgeordnete. 1918 bis 1924 arbeitete sie als (Assistenz-) Ärztin in der Berliner Charité. Daneben betrieb sie eine eigene Praxis, die sie auch nutzte, um Ehe- und Sexualberatungen durchzuführen und in der sie als überzeugte Gegnerin des Paragrafen §218 kostenlos Verhütungsmittel verteilte. 1928 zog sie als Stadtärztin (etwa vergleichbar mit dem Gesundheitsamt) ins Rathaus Neukölln ein und war dort auch für die Eheberatungsstellen zuständig. Als Abgeordnete der SPD in der Stadtverordnetenversammlung stellte sie einen Antrag, in dem sie forderte, sexuelle Aufklärung und Ausgabe von Verhütungsmitteln als öffentlicher Dienst in den städtischen Eheberatungsstellen zu etablieren, dem 1930 stattgegeben wurde. 1931 trat sie in die Sozialistische Partei Deutschlands (SAP) ein, da sie die Tolerierungspolitik der SPD gegenüber der NSDAP kritisierte. Nach der Machtübertragung an Adolf Hitler und die NSDAP am 30. Januar 1933 waren sie sowie ihre Genoss_innen von der ersten Verfolgungswelle der Nationalsozialist_innen betroffen. Auch ihr Vorgesetzter, der kommunistische Stadtrat Richard Schmincke, war in dieser ersten Welle festgenommen worden. So avancierte Frankenthal automatisch zur Stellvertretung des Stadtrats. Als solche hatte sie Zugang zu dessen Dienstzimmer, in dem sich einige kommunistische Parteiakten mit Namen und Adressen befanden. Frankenthal konnte diese erfolgreich aus dem Büro des Stadtrats schmuggeln und vernichten. Die Beseitigung und Vernichtung von Akten wurde mit einer Gefängnisstrafe bestraft. Durch diese Aktion konnte sie einigen Genoss_innen die Gefangennahme oder Lageraufenthalte ersparen.
Bereits im März 1933 emigrierte Frankenthal nach Prag. Sie befürchtete, zu stark mit dem Antrag von 1930 über die umfunktionierung der Eheberatungsstellen assoziiert zu werden. Ihr Name war in der Berliner Politiklandschaft bekannt. Zudem war sie sich bewusst, dass sie als Jüdin, Sozialistin und Intellektuelle der Verfolgung der Nazis ausgesetzt gewesen wäre. Die Eheberatung wurde schließlich 1934 zur „Rassen- und Eheberatungsstelle“ umgewandelt. Seit dem Inkrafttreten des Zwangssterilisationsparagraphen wurde hier unter anderem darüber entschieden, wer wen unter welchen Umständen heiraten durfte.

Am 24. April 1945 überschritten die ersten Einheiten der Roten Armee die Südgrenze Neuköllns. Die letzte Gegenwehr von deutschen Verbänden in Neukölln konnte am 28. April 1945 gebrochen werden. Der Sieg der Alliierten bedeutete das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Neukölln und die Befreiung für Zwangsarbeiter_innen sowie Jüdinnen_Juden. Schließlich bedeutete der Sieg der Roten Armee auch die Befreiung für die Widerstandskämpfer_innen der verschiedenen sozialdemokratischen, kommunistischen und liberalen Gruppen.

Dabei gilt es auch heute nicht zu vergessen, dass Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus Teil des bundesdeutschen Alltags sind.

Unser Dank heißt auch weiterhin Krieg den deutschen Zuständen!

Hier findet ihr die Online-Karte: http://befreiungneukoelln.blogsport.de/2020/03/28/karte-orte-der-befreiung-neukoellns/

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