Mahnwache am 5. Oktober 2014 in Rudow am Sportplatz Stubenrauchstr.
Im Gedenken an Burak – Kein Vergessen – gegen den alltäglichen Rassismus – gegen Neonazis
Am 5. Oktober findet in Rudow, auf dem Sportplatz an der Stubenrauchstr., das Fussballspiel der Berlinliga TSV Rudow gegen Tennis Borussia statt. Diese Begegnung hat seit November 2011 eine besondere Brisanz, denn seit Jahren sind Neuköllner Neonazis, rechtsoffene Hooligans und andere Rassist_innen vor allem bei den Spielen gegen TeBe immer wieder unter den Rudower Fans präsent. Mit ihrer Anwesenheit und ihren Parolen wollen sie die Tebe-Fans, die bundesweit bekannt sind für ihre antrassistische und antifaschistische Fankultur, provozieren.
Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak möchte mit dieser Mahnwache im Oktober auf das Problem Rassismus in der „weißen deutschen Community“ in Süd-Neukölln hinweisen. Einerseits werden beim TSV Rudow im Jugendbereich auch viele Jungs mit Migrationshintergrund fussballerisch ausgebildet, andererseits wird es von den Offiziellen des Vereins stillschweigend geduldet, dass Neuköllner NPD-Funktionäre gezielt jugendliche Rudow-Fans anwerben. Auf diesen Widerspruch wurde die Vereinsführung des TSV schon mehrmals hingewiesen, ist aber offensichtlich nicht bereit sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Aufgrund des Hergangs und der Umstände der Tat – gerade vor dem Hintergrund des NSU-Komplexes – stellen wir die drängende und berechtigte Frage: War Rassismus wieder das Motiv? Der Mord steht damit durchaus im Zusammenhang mit den jahrelangen Aktivitäten von Neonazis und einer tendenziellen rassistischen Grundstimmung in Süd-Neukölln.
In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 geschieht ein bis heute unfassbarer Mord im Neuköllner Ortsteil Buckow/Britz. Gegenüber vom Krankenhaus Neukölln in der Rudower Str. steht Burak B. mit Freunden und unterhält sich. Ein unbekannter weißer Mann geht gezielt auf die Gruppe migrantischer Jugendlicher zu und feuert mehrere Schüsse auf sie ab. Der damals 22-jährige Burak B. wird getroffen und stirbt – die Freunde Alex und Jamal werden schwer verletzt und sind bis heute traumatisiert. Es gab keinen Streit zwischen Opfern und Tätern – alles geschah wortlos.
Parallelen zu den Morden des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) tun sich auf und solange nichts gegenteiliges erwiesen ist, gehen wir davon aus das es sich um eine rassistische „Nachahmungstat” gehandelt hat. Die polizeilichen Ermittlungen sind bisher nicht wirklich erfolgreich – der Mörder ist weiterhin auf freiem Fuß und stellt eine Gefahr dar. Bis vor anderthalb Jahren wohnte in der Nähe des Tatortes, in der Siedlung Möwenweg/Goldhähnchenweg, eine junge Frau, die sich zum „Nationalen Sozialismus“ bekennt und auf ihrem damaligen „Facebook-Profil“ Sympathie für den schrecklichen Mord an Burak B. bekundete. Sie ist mit den Protagonisten der Neuköllner Neonazi-Szene gut bekannt und befreundet.
An dieser Stelle wollen wir auch auf Anschläge und Übergriffe durch Neonazis und anderen Rassist_innen in Neukölln vor allem aber in Süd-Neukölln hinweisen. Eine Chronik auf der Website der Autonomen Neuköllner Antifa reicht bis Mitte 1980 zurück ( antifa-neukölln.net/chronik ). Hierbei müssen insbesondere die Brandanschläge, auf das Kinder- und Jugendzentrum der Falken „Anton Schmaus Haus“ am 26./27. Juni 2011 und am 09.11.2011 sowie die Anschläge mit „Molotov-Cocktails auf die Einfamilienhäuser migrantischer Familien am 22. März 2008 und am 19/20. April 2008, erwähnt werden.
Am 20. Juni 2014 wird in Neukölln die Wohnung eines 56-jährigen Mannes, der der „rechten Szene“ nahe stehen soll, von der Polizei durchsucht. Es wurden scharfe Schusswaffen und dazugehörige Munition sichergestellt. Obwohl das zum Profil des Täters vom Mord an Burak passen könnte, ist die Polizei anderer Meinung und mit Informationen bezüglich der Ermittlungen äußerst sparsam. Anfang 2012 werden bundesweit von einer „Reichsbewegung-neue Gemeinschaft von Philosophen“ Briefe verschickt in denen offen gedroht wird das „wer am Tag X Deutschland noch nicht verlassen habe, werde standrechtlich erschossen“ – als Datum für die Ausreise nannten die „Reichsbürger“ den 1.August. Dieser Brief wurde vor allem an jüdische und muslemische Einrichtungen verschickt. Auch die Neuköllner Sehitlik-Moschee erhielt diesen neunseitigen Drohbrief. Selbst die umstrittene Behörde des Verfassungsschutz befürchtete dass sich durch diesen „Reichsbürgerbrief “ Einzeltäter „dazu aufgerufen fühlen könnten, aktiv zu werden“.
Wir stellen abschließend fest das der Mörder von Burak weiterhin auf freiem Fuß ist und eine Gefahr darstellt – das die Polizei ihre Ermittlungen in Richtung rassistische oder faschistsiche Täter offensichtlich nicht weiterführt.
DieInitiative wird aber weiter daran arbeiten, das dieser Mord aufgeklärt wird. Mit dem monatlichen Gedenken an Burak werden wir auch weiterhin in der Öffentlichkeit präsent sein und das „Problem Rassismus“ thematisieren.
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