Am Pfingstmontag wollen Pandemieleugner_innen unter dem Motto „Pfingsten in Berlin“ auch in Neukölln Halt machen. Wie auch in den anderen Bezirken sollen sich am Richardplatz um 14.00 Uhr vor allem die aus Rheinland-Pfalz und Saarland angereisten Verschwörungsideolog_innen versammeln.Gegenproteste in Rixdorf sind u.a. vom Bündnis Neukölln angemeldet:-
ab 12.00 Uhr am Richardplatz selbst: Ecke Schudomastraße (solid), Ecke Richardstraße (BüNK/AgR)
Gerade mal eine Woche nach dem in diesem Jahr abgesagten Qudsmarsch, der sonst jährlich unter unsäglichen antisemitischen Parolen, Transparenten und Drohungen in Berlin abgehalten wird, sind für den heutigen Samstag, den 15. Mai, mehrere Demonstrationen in und durch Neukölln angemeldet.
Diese finden unter dem Schlagwort der „Nakba“ statt. Als Nakba (arabisch = Katastrophe) wird dabei die Flucht von Palästinenser_innen im Zuge des Unabhängigkeitskrieges, der am 15. Mai 1948 von mehreren arabischen Staaten gegen Israel begonnen wurde bezeichnet.
Die Nakba ist als der ideologische Steigbügel zu sehen, den Staat Israel von Anbeginn seiner Gründung zu delegitimieren und zu dämonisieren. Die palästinensischen Vertriebenen werden seitdem von der arabischen Liga als moralisches Faustpfand gegen den Zionismus ins Feld geführt.
Dieser unsichere Status der Palästinenser_innen wird politisch und mittels der Erinnerungskultur um die Nakba instrumentalisiert: Erst, wenn Israel nicht mehr existiere, könnten die Palästinenser ihren Status als Menschen zweiter Klasse überwinden. Die (politische) Erinnerung an die Nakba und damit insbesondere ihre aggressiv vorgetragene Instrumentalisierung, zielt also auf nicht weniger als die Delegitimierung und damit Auslöschung Israels. Das ist Antisemitismus, der keinen Frieden will, sondern den einzigen Schutzraum für Jüdinnen_Juden zerstören.Antisemitische Vernichtungsdrohungen können kein Teil der Lösung sein. Gegen die Instrumentalisierung von Opfern und dem Gedenken. Ob anderswo oder hier in Neukölln.
Wie bereits in einem Statement des Antifaschistisches Berliner Bündnis gegen den Al Quds-Tag dargelegt, wird es keinen unmittelbaren Protest gegen die heutigen Veranstaltungen geben. Wer trotzdem am heutigen Tag Solidarität mit den Betroffenen antisemitischer Gewalt und Bedrohungen zeigen möchte, sei auf die Kundgebung We stand with Israel – Gegen jeden Antisemitismus um 14.00 Uhr am Potsdamer Platz hingewiesen.
Statement vom Antifaschistisches Berliner Bündnis gegen den Al Quds-Tag zu den aktuellen antisemitischen Mobilisierungen und der Frage des Gegenprotestes.
Zu letzterem können wir euch etwa auf die morgige Veranstaltung We stand with Israel – Gegen jeden Antisemitismus um 14-00 Uhr am Potsdamer Platz hinweisen.
„Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen antisemitischer Gewalt und bei den Menschen in Israel. Wir hoffen, dass die Hamas und ihre Verbündeten im Iran besser früher als später auf dem Müllhaufen der Geschichte landen und den Weg frei machen für einen friedlichen und demokratischen Nahen Osten.“
Der sogenannte Al Quds-Tag wurde 1979 im Rahmen der Islamischen Revolution im Iran als Feiertag ausgerufen, um für die Vernichtung Israels zu demonstrieren. Auch in Berlin ziehen zu diesem Anlass jährlich mehrere hundert Antisemit:innen durch die Straßen. Als antifaschistisches Bündnis stellen wir uns gegen diesen Marsch und die dort propagierte Ideologie des Antisemitismus, patriarchale Unterdrückung und in Solidarität mit den emanzipatorischen Kämpfen im Iran. Die Texte der vorliegenden Broschüre behandeln die zentralen Themen, die unsere politische Auseinandersetzung mit dem Al Quds-Tag seit Jahren begleiten.
Mit dem 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Kraft und bedeutete als Sieg der Alliierten das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa und die Befreiung für Zwangsarbeiter_innen und Jüdinnen_Juden. Viele der europäischen Zwangsarbeiter_innen sowie die absolute Mehrzahl der Jüdinnen_Juden erlebten die Befreiung jedoch nicht mehr. Nur wenigen war es vorher gelungen, unterzutauchen und zu überleben. Schließlich bedeutete der Sieg der Alliierten auch die Befreiung für die Widerstandskämpfer_innen der verschiedenen sozialdemokratischen, kommunistischen, konservativen und liberalen Gruppen. Unser Dank gilt den alliierten Armeen, den Partisan_innen und allen anderen Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens für die Zerschlagung Deutschlands kämpften.
Eine notwendige Kritik an dem heutigen gedenk- und erinnerungspolitischen Umgang mit diesem Tag, darf dabei nicht bei der bundesrepublikanischen „Aufarbeitung“ und spätestens seit Richard von Weizsäckers Rede als stolze Affirmation auftretenden Aneignung des „Tags der Befreiung“ stehen bleiben. Schon vor einigen Jahren erschien ein dazu lesenswerter Artikel [1], der daran erinnerte, dass „linke Gesten am »Tag der Befreiung« […] häufig nicht geeignet [sind], unterschiedliche Facetten des Gedenkens zu integrieren. Die Komplexität des Zweiten Weltkrieges verschwimmt mit einer zunehmender Ritualisierung des Gedenkens daran.“ Somit wird ein wichtiger Kritikpunkt sichtbar, der wohl auch auf einen solchen, ritualisierten Facebook-Post inklusive Schwarz-Weiß-Bild zutrifft. Der Artikel verweist darauf, dass für viele „Befreite“ Ausgrenzungen, Antisemitismus und weitere Diskriminierungen, sowie Kämpfe um Anerkennung auch nach dem 8. Mai noch alltäglich waren und sind: „Sofern Rituale angemessen erscheinen, müssen sie hinterfragbar bleiben, ebenso wie ihre Symbole und die, die sich Linke zu eigen machen. In einer solidarischen Auseinandersetzung müssen diejenigen Beachtung finden, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges um die Anerkennung der »Befreiung« gestritten haben.“
Dass es auch weiterhin gilt sich sowohl Deutschland als vermeintlich „geläuterter Nation“ gegenüber unversöhnlich zu zeigen, als auch rechten Revisionismus tagtäglich entgegen zu treten, zeigen auch immer wieder die Äußerungen rechte Akteur_innen in denen bspw. die zivilisatorische Bedeutung des 8. Mai verleugnet und über verlorenen Lebensraum im Osten räsoniert wird.
Wir nehmen den 8. Mai zum Anlass, um insbesondere an die Befreiung Berlins durch die Rote Armee zu erinnern und dabei nicht zu vergessen, dass Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus Teil des bundesdeutschen Alltags sind.
Unser Dank heißt weiterhin Krieg den deutschen Zuständen!
Auch im Jahr der Corona-pandemie rufen antifaschistische Gruppen wie die Berliner VVN-B.d.A und weitere Organisationen zu vielen Gedenkveranstaltungen auf, bei der wir euch insbesondere auf die Ausstellung „Zwangsarbeit in der Hufeisensiedlung – eine verdrängte Geschichte“ und die Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8 durch die Initiative Hufeisern gegen Rechts hinweisen wollen:
13:00 – 17:00 Uhr auf dem Platz vor der Hufeisentreppe 16:30 Uhr Enthüllung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Onkel-Bräsig-Str. 6-8
Bildquelle „Vilna after the liberation, July 1944 Jewish partisans, who were members of the FPO, left the ghetto and fought as partisans in the Rudniki Forest. Yad Vashem Photo Archives 4613/139 Weniger anzeigen32