Veranstaltungsreihe „Wem gehört die Stadt?“

„Gentrifizierung und die richtige Kritik am Kapitalismus “

22.09.2014 / 19.00 Uhr – Tristeza (Pannierstraße 5)
Diskussionsveranstaltung mit Andrej Holm (Soziologe / HU Berlin) und Jimmy Boyle (Gruppen gegen Kapital und Nation)

Gentrifizierung scheint gerade in Neukölln als allgegenwärtiges Phänomen: Aus Leerstand werden schicke Boutiquen, Cafés und Szene-Kneipen, Arabisch und Türkisch hört man seltener, dafür mehr Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch, statt in wenigen Jahren mehrmals umzuziehen wird die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung zu einer jahrelangen Tortur.
Der Begriff Gentrifizierung ist in diesem Zusammenhang in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Doch was genau sind die Ursachen für die nicht nur in amtlichen Statistiken beobachtbaren Veränderungen in der Stadt? Verschiedene, auch linke Strömungen, haben in den letzten Jahren unterschiedliche Verursacher_innen für Gentrifizierungsprozesse ausgemacht: Tourist_innen, „Hipster“, Künstler_innen, gierige Investor_innen, verantwortungslose Politiker_innen auf der einen oder ‚den Kapitalismus‘, ‚der allgemeine Zwang zur Verwertung von Besitz‘ auf der anderen Seite. Während erstere an Äußerlichkeiten festgemachte Gruppen, aber auch Einzelpersonen moralisch, teilweise auch mit (physischer) Gewalt angriff, zogen sich Vertreter_innen von zweiterer Position auf eine theoretische und allgemeine Kritik am Kapitalismus zurück: ‚an der Verdrängung könne man nichts machen, bis der Kapitalismus überwunden ist‘. So beschäftigte man sich zwar nicht weiter politisch mit der Gentrifizierung, ärgerte sich aber gleichzeitig über die nächste Mieterhöhung und den Auszug der migrantischen Nachbar_innen.
Teile dieser Positionen spiegelten sich auch in einer Debatte zwischen Andrej Holm und der Gruppe Jimmy Boyle im Jahr 2011 wider. Beide debattierten darin um die Bedeutung von Eigentümertypen, die Entwicklung des Bodenmarktes und die Rolle des Staates als verantwortlich für Gentrifizierung. In unserer Veranstaltung wollen wir die Debatte wieder aufgreifen und weiterführen. Dabei beschäftigen uns folgende Fragen: Wie hängen Kapitalismus, Verdrängung und Aufwertung zusammen? Wie sieht eine „richtige“ Kritik an Strukturen und Akteuren aus und welche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich für linke Gruppen daraus?

 

Zum Nachverfolgen hier die Links zur Debatte um die Kritik am Kapitalismus und Gentrifizierung zwischen Andrej Holm und Jimmy Boyle aus dem Jahre 2011:

Vortrag von Jimmy Boyle zum Thema Gentrification und die Ökonomie des Bodens mit einer Kritik an Andrej Holm:
https://gegen-kapital-und-nation.org/gentrification-0

Darauf folgte ein Briefwechsel zwischen Beiden, in dem die Rolle von Staat, Finanzkapital und Eigentümer_innentypen breiter diskutiert wurde:
https://gegen-kapital-und-nation.org/gen…teter-text

Was ist seither geschehen? Aktuelle Infos zu Forschung über Gentrifizierung und aktuellen Debatten gibt es auf Andrej Holms Blog:
http://gentrificationblog.wordpress.com/

 

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Weitere Veranstaltungen der Reihe:

„Kein Recht auf Stadt!?“ – Podiumsveranstaltung mit Amaro Foro, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) und Sophie von einer Drugennutzer_innen-Ini
01.10.2014 – 19.30 Uhr – k-fetisch (Wildenbruchstraße 86)

„Community Organizing und Mieter_innenmobiliserung in Berlin“ – Podiumsveranstaltung mit Robert Maruschke, Kotti und Co. und Zwangsräumungen Verhindern
15.10.2014 19.00 Uhr Tristeza, Pannierstraße 5:

„Feministische Stadtplanung“ – Vortrag mit Sybille Bauriedl
30.10.2014 19.00 Uhr faq – Antisexistischer Infoladen, Jonasstraße 40