Heute jährt sich der Aufstand des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau vom 7.10.1944. Die Aufständischen töteten drei SS-Männer und verletzten 12. Etwa 450 Häftlinge des Sonderkommandos wurden währenddessen umgebracht. Die Revolte dauerte einige Stunden.
Jüdischer Widerstand ist in der Gesamtbetrachtung der Shoah noch stets ein marginalisiertes Feld. Häufig wird der appellierende Kampfspruch „Lasst uns nicht wie Schafe zur Schlachtbank gehen“ einer der bekanntesten Figur des jüdischen Widerstands, Abba Kovner, missinterpretiert. Mit diesem Satz festigt sich der Glaube an die passiven jüdische Opfer der Shoah, die sich nicht gegen die Verbrechen, die sie erleiden mussten, wehrten. Diese Passivitätsbeschuldigungen gehen zumeist mit Schuldvorwürfen einher, die nahelegen, »der Jude« sei an der eigenen Vernichtung schuld beziehungsweise zumindest mitschuldig. Entgegen dieser antisemitischen Erzählung stehen jedoch historische Fakten. Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus war ein wichtiger Teil im Kampf gegen diesen. Nicht nur in zahlreichen Armeen und organisierten Partisan_innengruppen, sondern auch in Form von zahlreichen Aufständen, die unter den schlechtesten Bedingungen organisierten wurden: Beispielsweise in Sobibor, Treblinka, in den meisten Ghettos oder in Auschwitz-Birkenau. Allerdings werden sie in der offiziellen Geschichtsschreibung oft übersehen oder relativiert und sind Gesamtgesellschaftlich völlig irrelevant oder sie werden als reiner Verzweiflungsakt dargestellt. Ganz im Gegenteil waren „diese Aktionen […] mehr als nur ein letztes Aufbäumen, sie waren eher ein letzter Versuch, in auswegloser und verzweifelter Situation die menschliche Würde zu wahren. Bedenkt man, dass die meisten dieser Häftlinge, die ihre Peiniger angriffen, halb verhungert, von der Zwangsarbeit ausgemergelt, kaum noch Überlebenshoffnungen hatten, dann sind die Widerstandshandlungen in den Lagern gar nicht hoch genug einzuschätzen.“ (Julius H. Schoeps)
Mehr über das Sonderkommando, den Aufstand und seine Auswirkungen lassen sich etwa in diesem Artikel in der LOTTA nachlesen:
https://www.lotta-magazin.de/ausgabe/57/die-angst-weggeschoben