REDEBEITRAG zu revisionistischer AfD-Veranstaltung

Redebeitrag zu einer geplanten revisionistischen Veranstaltung der Neuköllner AfD am 28.06.2018, anlässlich der Umbenennung der Wissmannstraße in Neukölln.

Alter Rassismus und neuer Revisionismus

Bei der heutigen Veranstaltung der AfD-Fraktion in der BVV Neukölln treffen die Ursprünge der deutschen Expansion und Kriegsverbrechen auf die heutigen Auswüchse ihrer Verherrlichung und Relativierung.


Sprechen soll der Neuköllner AfD-Vorsitzende Wolfgang Hebold im Rathaus über Hermann Wissmann. Wissmann war Befehlshaber der ersten deutschen Kolonialtruppe im so bezeichneten Deutsch-Ostafrika. Diese Truppe hatte im Jahr 1889 den Befehl einen Aufstand gegen die Deutsche Besatzung im heutigen Tansania nieder zu schlagen. Diesen Auftrag erfüllten die Soldaten unter dem Kommando von Hermann Wissmann mit schweren Waffen und rücksichtsloser Gewalt. Zunächst wurden die Indigenen mit Artillerie und Maschinengewehr beschossen, um ihnen im Anschluss in Wissmans Worten mit “einem energisch durchgeführten Bajonettangriff” den gar auszumachen.


Nicht selten wurden im Anschluss die Dörfer geplündert und die Felder verbrannt. Damit kommt Wissmann der zweifelhafte Ruhm zu, als erster in einem von Deutschen geführten Kolonialkrieg die Taktik der “Verbrannten Erde” angewandt zu haben. Im Deutschen Reich wurde Wissmann für diese rücksichtslose Kriegsführung gefeiert. Zahlreiche Straßen wurden nach ihm benannt. So auch die Wissmannstraße in Neukölln; am Hermannplatz.


Heute möchte nun Wolfgang Hebold dafür sprechen, dass in Neukölln diese Straße weiterhin nach einem der Vorboten deutscher Vernichtungsbestrebungen benannt bleibt. Dabei haben Hebold und
Wissmann nicht nur ihren Rassismus gemeinsam. Beide sind bei ihren Arbeitgebern in Ungnade gefallen. Wissmann, weil er es mit der Buchführung nicht so genau nahm. Und Hebold verlor seine
Lehraufträge als Dozent an mehreren Hochschulen, nach dem öffentlich über rassistisch formulierte Aufgabenstellungen berichtet wurde. Seine Tiraden gegen Muslime brachte Hebold nicht nur
Ermittlungen wegen Volksverhetzung ein, sondern ließen auch seinen Traum von einem Stadtratsposten in seinem Heimatbezirk Lichtenberg platzen.
Hebold ist außerdem unter anderem Autor des Blogs „Die Verheerung Europas“. In seinen Texten relativiert er unter anderem die Verbrechen des Nationalsozialismus, indem er diese mit den Auswirkungen aktueller Migrations-und Fluchtbewegungen gleichsetzt.

Während sich die AfD-Fraktionen in der BVV nach der jüngsten Spaltung noch die Frage stellen, wer bin ich und wenn ja wie viele, sagen wir:
Hermann Wissmann und Wolfgang Hebold haben in Neukölln nichts zu suchen. Für eine antirassistische und antikoloniale Umbenennung der Wissmannstraße, Und für die Umverteilung der AfD in den Abfalleimer der Geschichte.