Die Karl-Marx-Schule (heute: Ernst-Abbe-Oberschule) in der Sonnenallee war eine von sechzig in den 1920er Jahren in Berlin eingerichteten modernen Schulen. Hier sollten autoritäre Erziehungsmethoden des Kaiserreichs überwunden werden. Kinder aus Arbeiter_innenhaushalten wurden besonders gefördert. Jungen* und Mädchen* wurden gemeinsam unterrichtet, unter anderem in dem Fach Lebenskunde statt Religion. Schulleiter war der Reformpädagoge Fritz Karsen, unterstützt wurde er vom Neuköllner Volksbildungsstadtrat Kurt Löwenstein. Die beiden jüdischen Sozialdemokraten wurden von den NSDAP schon früh als „Verderber der deutschen Jugend“ angegriffen. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurden die Reformschulen umgehend zerschlagen. Karsen und Löwenstein flohen wenige Wochen später ins Exil. Von den 74 Lehrkräften der Karl-Marx-Schule wurden nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 43 im Laufe des Jahres 1933 entlassen.
In diesen Tagen
jährt sich die Befreiung des Bezirks Neukölln durch die Rote Armee zum
74. mal. Dies nehmen wir zum Anlass, um euch hier bis zum Tag der
Befreiung am 28. April täglich einen historischen Ort in Neukölln
vorzustellen. Es sind Orte von jüdischem Leben, Verfolgung und
Widerstand.
Dabei vergessen wir nicht, dass Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus Teil des bundesdeutschen Alltags sind.
Unser Dank heißt auch weiterhin Krieg den deutschen Zuständen!